Das sogenannte Handwerkerfrühstück mit den Regierenden Bürgermeistern von Berlin und Vertretern der 26 Berliner Handwerksinnungen, die im Verein Wenn Handwerk - dann Innung e.V. (WHdI) zusammengeschlossen sind, hat mittlerweile schon eine langjährige Tradition. Seit Kai Wegner Hausherr im Roten Rathaus ist, finden diese Treffen allerdings nicht mehr dort statt. Vielmehr hat Wegner den Wunsch geäußert, das Berliner Handwerk noch besser kennenzulernen und kommt daher zu uns. Nachdem ein erster Termin mit ihm im vergangenen Jahr in der Tischlerei Wehner in Neukölln stattfand, war dieses Mal das Haus der Innung für Metall- und Kunststofftechnik in der Köpenicker Straße in Kreuzberg das Ziel des Besuchs.
Nachdem Innungsgeschäftsführer Jörg Paschedag in seiner Funktion als WHdI Vorsitzender den Regierenden gemeinsam mit den beiden Hausherren Erwin Kostyra und Detlef Pohl Willkommen geheißen hatte, wies er in einer kurzen Begrüßung darauf hin, dass das Gebäude ein echter Hotspot des Berliner Handwerks ist, denn neben den Metallern hat auch die Gebäudereiniger Innung dort ihre Geschäftsstelle und wir betreiben dort bekanntlich seit nunmehr vier Jahren unsere Lehrwerkstätten, das Kompetenzzentrum Farbe. Auch die Handwerkskammer Berlin ist im Gebäude mit ihrem Büro der Initiative ARRIVO und einer weiteren Einheit präsent.
Aber Kai Wegner wollte ja nicht nur zuhören, sondern auch etwas sehen. Zunächst ließ er sich daher eine der Metallwerkstätten zeigen, in denen die Azubis den Grundlagenkurs Metallverarbeitung absolvieren, um sich anschließend von unserem Ausbildungsleiter Eik Nausedat erläutern zu lassen, was es mit dem Kurs Gestalten einer Fassade für Auszubildende im 2. Lehrjahr auf sich hat. Dabei zeigte er sich sehr überrascht, dass die jungen Malerinnen und Maler die vorgegebenen Daten der Fenster freihändig auf die Wand ihrer jeweiligen Kabine übertragen müssen.
In dem gut anderthalbstündigen Austausch kamen viele Themen zur Sprache, die dem Berliner Handwerk das Leben nicht immer einfach machen: das allzu umfassende Berliner Vergabegesetz und die darin enthaltene Erklärung zur Tariftreue, das vom Senat auf den Weg gebrachte Schneller-Bauen-Gesetz, Lehrermangel und der damit verbundene Unterrichtsausfall, insbesondere an Berufsbildenden Schulen, die Auswirkungen des Berliner Vergabe Mindestlohns auf die Förderung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung, die Integration junger Geflüchteter in Ausbildung und Beruf, der Fach- und Arbeitskräftemangel allgemein, das Problem von Schul- und Ausbildungsabbrüchen und auch der Wohnraummangel für junge Auszubildende. Wegner versprach, die Zusammenarbeit mit den Innungen bei einigen dieser Fragen auszubauen, verwies aber auch darauf, dass sowohl die bekannt düstere Haushaltslage als auch die Zusammenarbeit mit seinem Koalitionspartner vieles für ihn schwierig mache. Sein erklärtes Ziel sei und bleibe aber, dass Berlin wieder besser funktioniere und dazu gehört für ihn auch, dass sich wieder mehr Berliner Handwerksbetriebe an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen. Daher gehört aus seiner Sicht das Vergabegesetz noch einmal dringend auf den Prüfstand.
Bis im nächsten Jahr das nächste Handwerkerfrühstück ansteht, blicken wir mit Spannung auf das, was auf der politischen Agenda steht und freuen uns über jeden kleinen Schritt, der unseren Mitgliedsbetrieben zugutekommt.